Da Biertrinker von Natur aus gesellige Menschen sind, leisten uns oft Familienmitglieder und/oder Freunde Gesellschaft. Auf den ersten Blick liest sich die Happy Hour sicherlich verführerisch, allerdings gibt es wie meistens im Leben einen Haken bei der Sache und der ist in diesem Fall, der Ort des Geschehens, nämlich Wien, und wie jeder weiß, Wien ist anders!
In jenen verheißenden vier Stunden, habe ich schon oft mein blaues Wunder erlebt, obwohl ich selbst nie blau war, aber beim letzten Besuch wurde dem (Bier)Fass die Krone aufgesetzt. Es liegt wahrscheinlich in der Natur des (Wiener)Menschen, aber im besonderen des Wiener Kellners, dass jener so gut wie immer ein absoluter Ungustl (Arschloch) ist.
Anfänglich konnte man über das unhöfliche Benehmen und die schleppende Langsamkeit der Kellner noch hinwegsehen aber mit der Zeit wurden sie immer unsympathischer und frecher. Wie es in einem Restaurant so Sitte ist saßen wir gemütlich an einem von uns reservierten Tisch, aßen und tranken unsere Speisen und Getränke und wurden mehr schlecht als recht bedient.
Der Ballast muss weg
Einige Stunden später allerdings wurden wir nur mehr als unnötiges Überbleibsel aus zuvor konsumierten Stunden betrachtet, die so schnell wie möglich das Weite suchen sollten um den nachströmenden Gästen den Platz frei zu machen. Die überaus schlauen Kellner versuchten uns mit einer billigen List zum Gehen zu bewegen, sie füllten uns mit widerlich süßen Gratis-Schnäpsen ab, dennoch blieben wir auf unseren Plätzen hocken und zogen uns den Unmut der Bierträger zu, der uns jedoch reichlich egal war.
Man musste sich an dieser Stelle selbst die Frage stellen: Was war mir wichtiger? Bier zum halben Preis oder eine angenehme Atmosphäre in einem anderen Lokal mit teurerem Bier? An diesem Punkt des menschlich Zumutbaren siegte das günstige Bier!
Allerdings änderte sich unsere Sichtweise einige Wochen später. Als ich auf meine Uhr blickte und die Zeiger knapp vor 16 Uhr anzeigten, orderten wir obwohl wir noch etwas Bier in unseren Gläsern hatten eine neuerliche Happy Hour Runde. Nach einiger Zeit brachte uns der Kellner die Biere, sah herablassend auf uns und unsere halb leeren Biergläser herab und erklärte uns in breitem Wienerisch: “Des geht so net, hot der Chef gsogt, das ma a neies Bier bstöht obwohl ma sei oides Bier no net ausgsoffen hot. Wo kumt ma do denn hie, wenn des jeder so mocht?“ Die Idee der Happy Hour und das damit verbundene Bier war an dieser Stelle der Geschichte für uns für immer versiegt und somit gestorben.
Jedoch nur bis zur nächsten Woche, wo der Lockruf des billigen Bieres uns wieder ereilte.
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1 Kommentar
Wien ist wirklich anders. Hatte auch eine ähnliche Erfahrung, jedoch sogar außerhalb der Happy Hour Zeit.