Tag 1 – ein paar Tage vor Weihnachten. Zwei Stunden vor meinem Ausloggen im Zeiterfassungssystem schalte ich im Firmen PC den Abwesenheitsassistenten ein, damit keiner auf die Idee kommt mir noch Arbeit zu schicken. Jetzt können sie mich alle am Arsch lecken. Gepackt haben wir schon, ich und meine Frau Niki. Wir gehen noch auf ein kleines Abendessen zu meinen Eltern. Niki hat wieder Zweifel, sie will doch nicht wegfahren, wie immer wenn wir eine Reise vor uns haben. Die Verzweiflung in ihren Augen wird sichtbarer, man merkt es auch an ihren größer werdenden Augenringen und an ihrem pausenlosen Gelaber. Ich soll lieber mit ihrer Mutter fliegen, sie will doch immer unbedingt weg. Tausendmal höre ich diese Sätze bis zum Flughafen, dass Niki zuhause bleiben möchte. Erst nach dem ersten Bier um Mitternacht im Flugzeug wird sie ruhiger.
Tag 2 – Der Flug nach Vietnam
Als wir landen geht in Dubai gerade die Sonne auf. Am Flughafen kommen wir uns vor wie im Film Total Recall als Schwarzenegger am Mars landete. Die bunt gemischten Völker überrennen uns. Wir werden immer müder, nach zwei Stunden geht es wieder los. Die Fahrt mit dem Bus zum Flugzeug dauert fast so lang wie der vorherige Flug. Das nächste Bier wirkt wieder schnell. Sie schläft, der Kopf hängt herunter. Sie wird in den kommenden Tagen sicher Genickschmerzen bekommen. Was auch zutreffen wird. „Ach ja, hast recht, davon habe ich es“, wird sie sagen. Zum Glück hatte ich einen vorderen Sitz im Flugzeug reserviert, wir sind die Ersten, die am „Visa on Arrival“ in Saigon stehen. Nach einer Stunde sind wir durch und werden abgeholt.
Die Sinne werden geschärft, es ist heiß und die Straßen sind voll, es ist Abend. Bis zu fünf Personen fahren auf einem Moped. Millionen von Mopeds. Viel zu viele. Das Hotel ist sehr schön, Niki ist auch zufrieden.
Um die Ecke finden wir ein Lokal, es ist gut besucht. Wir sitzen draußen, immer wieder werden neue Tische aufgestellt. Verkäufer von verschiedenen Waren kommen zu unserem Tisch. Sie werden abgewimmelt. Auf der Straße spuckt ein Kind Feuer, eine Frau singt „Jingle Bells“, ein Moped mit aufgehängten Tintenfischen verpestet die Luft. Der Verkäufer kommt alle zehn Minuten wieder. Niki plappert die ganze Zeit, sie ist aufgeregt, sie erlebt zu viel auf einmal, viel mehr als auf der Couch vorm Fernseher. Das Essen schmeckt gut, Beef und Chicken haben wir bestellt. Dazu trinken wir Tiger Bier. Es gibt auch leckere Mädchen im Tigerbiergewand, welche ihr Bier anpreisen. Ich trinke an dem Abend gleich acht. Aber es gibt auch andere Biermädchen, Sapporo und San Miguel, die werde ich allerdings ein andermal kosten.
Jetzt kann ich den vietnamesischen Begriff für Nutte nachvollziehen: „Bierumschlingen“. Darüber hinaus laufen hier auch Zigarettengirls herum, bei denen muss es wohl „Tschickumschlingen“ heißen. Billig sind sie auch, die Biere und die Zigaretten (wahrscheinlich auch die Mädchen, kann es aber nicht bezeugen, da ich nicht alleine unterwegs bin).
Die anderen Frauen sind auch nicht von schlechten Eltern. Ihre zierlichen Figuren sind wie geschaffen für kurze Röcke. Sie sehen gut darin aus, darüber hinaus sind sie noch nett und höflich. Ich wundere mich bei diesem Anblick warum der Reiseführer Touristenfrauen empfiehlt sich nicht aufreizend zu kleiden. Damit Niki dieser Empfehlung nachkommt, nahm sie sich noch zuhause vor, die bequemen Einheimischenklamotten, so eine Art Pyjama zu kaufen. Hier tragen es nur Straßenverkäuferinnen oder Bettlerinnen. Nun weiß sie von dem Vorhaben nichts mehr.
In Restaurants wird gesund gegessen, gedünstetes Gemüse wird immer bestellt. Übergewicht ist hier fremd. Zwar gibt es neben unserem Hotel eine Schönheitsklinik, aber die werden wohl kaum auf Fettabsaugen spezialisiert sein, wohl eher auf neue Titten. Oder doch Fettabsaugen? Für Touristen. Wahrscheinlich. Wenn ich an die fetten weißen Menschen im Hotel denke, wie sie gelangweilt kiloweise Omeletts mit Speck fressen, wird mir übel.
Niki redet, sie fühlt sich wohl. Ich verrate ihr nicht, dass hinter ihrem Rücken eine Ratte, so groß (und so ähnlich) wie der Rauhaardackel meiner Großeltern, herumtanzt. Oder soll ich es ihr doch sagen? Das wäre doch zu viel für den ersten Tag. Oder soll ich es doch…?
Die Saigoner trinken ihr Bier am liebsten mit riesigen Eiswürfel im Glas. Das kam für uns nicht in Frage, schon gar nicht als wir die Boxen gesehen haben aus dem das Eis kam, sah aus als wäre vorher Gülle transportiert worden. Die Säufer hier haben sich schon daran gewöhnt, oder es macht ihnen nichts aus Dünnschiss zu haben.
Wir werden vom Nachbartisch angesprochen, es sind Thailänder und Vietnamesen. Der eine Viet-Mann macht Niki ein Kompliment: „die europäischen Frauen sind wie Männer, trinken Bier und sitzen gemeinsam an einem Tisch.“
Tag 3 – Die Ratte
„Hast du gestern die Ratte gesehen?“
„Welche Ratte!?“
Wir werden trotzdem noch öfters in das Lokal gehen, zumal in jedem Lokal Ratten sind.
Heute sehen wir uns die Stadt an. Weit kommen wir nicht, es ist schwül und heiss. Stickiger wird es in der Markthalle Ben Thanh, dort erwartet uns am Eingang ein beißender Geruch. Fisch und Fleisch bei Raumtemperatur wird hier verkauft. Nach diesem Bereich befinden sich Lokale und billiger Ramsch. „Hello Sir“ wird von mir beharrlich ignoriert. Niki sieht schon aus wie ein riesiger Schweißtropfen. Bald werden wir am Pool liegen und Mojito trinken. Erst am dritten Tag erfahren wir, dass von 14 bis 18 Uhr Happy Hour ist. Dieses Getränk wird bis auf einen Tag unser täglicher Begleiter sein.
Am Abend essen wir in einem anderen Lokal auf der Straße. Hier gibt es schmackhafte Nudeln und ein tolles Wasabirind. Der Müll neben unserem Tisch stinkt ziemlich.
Tag 4 – Massage
Das Frühstück startet mit einer Suppe und endet am WC. Noch ist die Konsistenz unserer Ausscheidungen normal, das wundert uns.
Wir verweilen ein paar Stunden im Hotelpool auf der Dachterrasse, dann gehen wir Mittagessen (Suppe). Entdecken einen Massagesalon mit den Namen Tokio und lassen uns zu einer Fußmassage hinreißen (180 Tausend Dong für eine Stunde). An der Rezeption überreicht uns einer eine kurze Hose und ein T-Shirt. Ich trage bereits eine kurze Hose. Was soll ich mit einem T-Shirt anfangen wenn wir eine Fußmassage bestellt haben? Niki bekommt wieder hysterische Augen, Panik steigt auf. Sie will einen Rückzieher machen. Ich halte sie davon ab. Sie lässt ihre Sachen an.
Wir werden in den ersten Stock gebracht, es ist dunkel, dann legen wir uns hin. Niki plappert die ganze Zeit. Ich lass sie reden und höre nicht zu. Die Massage beginnt bei den Schultern. Bei diesem Angebot ist auch der Rücken dabei, erfahren wir im Nachhinein. Deshalb das Umziehen. Die restliche viertel Stunde ist nicht mehr so entspannt. Nach der Suppe und der Kokosnuss zu Mittag müssen wir stark brunzen.
Danach geht es zum Pool, Mojito, Essen.
Tag 5 – Wie gestern
Ähnlicher Ablauf wie gestern (jedoch mit einer 90 Min. Massage – davon 30 Min. Rücken), gehen aber noch zum Fluss. Nichts Besonderes.
Am Abend wollen wir eine Straße überqueren, ist aber nicht möglich, die Millionen Roller bildeten eine Wand. Wir kehren zum Hotel zurück.
Tag 6 – Heiliger Abend
Heute trinken wir zur Feier des Tages zwei Mojitos. Gehen dann zu der einen Ratte Scampi mit Chili essen. Endlich etwas Scharfes! Laut meinem TCM Mediziner sollte ich es aber bleiben lassen. Scheiß drauf.
Auf einmal wird es still auf der Straße. Es gibt einen Kampf. Sie beschimpfen sich und hauen aufeinander ein. Dann kommt ein Kellner mit einem Bambusstock auf die Menge zu und prügelt auf sie ein. Man geht auseinander, jetzt wird nur mehr geflucht. Die, die noch weiter kämpfen wollen, werden zurückgehalten. Der vermeintliche Anstifter des Streits wird in einen Motorrad Beiwagen gehoben. Er scheint besoffen zu sein, oder er ist vom Schlag mit dem Bambusstab leicht benommen. Dem Lenker wird noch eine Ohrfeige mit auf dem Heimweg gegeben. Als sie bei uns vorbeifahren, sieht man ihre wütenden Gesichter. Wie sie wohl heute schlafen werden? Es beruhigt sich langsam alles und der übliche Straßenlärm kehrt zurück. Wir sitzen in der ersten Reihe und es ist die schönste Bescherung.
Tag 7 – Es musste so sein
Und sie kam doch, um 10.00 Uhr durch einen Eiskaffee verstärkt, explodierten unsere Gedärme. Die Scheißerei war da und die Panik in Nikis Augen nahm überhand. Zum Glück hatten wir im Hotel unser Zimmer verlängert und strichen die Reise nach Sa Dec, da sie zu anstrengend und zu teuer gewesen wäre. Die restlichen Tage bis nach Da Lat gestalten wir nach dem Bauchgefühl. Also blieben wir in der Nähe vom Hotel oder im Hotel. Somit gibt es keinen großen Unterschied zu den vorherigen Tagen. Ich bekomme noch Halsweh, Schnupfen und Gelenksschmerzen, also eine kleine Verkühlung, die bis zum Abflug vergehen wird. Niki bekommt sie erst in Da Lat, aber für sie ist es Malaria, Denguefieber oder die Ruhr.
Tag 8 bis 10 – Katz und Maus
Am achten Tag sitzen wir in einem anderen Straßenbeisl, wo es auch eine Ratte gibt und eine Katze, die anscheinend keine Lust hat sie zu fangen. Vielleicht liegt es daran, dass beide gleich groß sind. Alle zwei schauen uns zu wie wir Nudeln in hausgemachter Sauce essen.
Es gibt wieder mal einen Kampf. Diesmal geht es bei den Frauen los. Sie reißen sich an den Haaren, fluchen und schlagen sich. Dann kommen die Männer dazu und das Ringelspiel dreht sich weiter. Schließlich werden sie von anderen Leuten auseinander gerissen.
Ich liebe die Vietnamesen, sie sorgen für ein abwechslungsreiches Abendprogramm, Fernsehen wird überflüssig.
Irgendwann kommen Australier im Hotel an, vier Pärchen unter Dreißig. Sie bleiben einige Tage. Die Frauen sind tagsüber shoppen, ihre Begleiter stehen im Pool und saufen den gesamten Alkoholvorrat des Hotels leer. Ich frage mich, ob der Chlorgehalt mit dieser Menge Pisse auskommen wird. Da ich noch verkühlt bin, möchte ich sowieso nicht baden gehen.
Tag 11 – Check out und Check in
Diesmal checken wir wirklich aus. Zweimal haben wir verlängert, einmal das Zimmer gewechselt. Aufgrund der Verlängerungen und des Zimmerwechsels waren wir im System als Abreisende gelistet. Viermal bekamen wir Abschiedskekse.
Wir haben uns im Grand Silverland wohlgefühlt. Das Personal ist sehr freundlich und professionell. Die für vietnamesische Verhältnisse große und helle Empfangshalle, der persönliche Empfang der Rezeptionistin vor dem Hotel bei der Anreise, die frischen Blumen im Zimmer, das Begrüßungsobst, die Happy Hour an der Poolbar von 14 bis 18 Uhr, die Aussicht vom Dachterrassenpool sind weitere Pluspunkte. Das Frühstück ist vielfältig und gut, jedoch manchmal ungewürzt und kalt, das Nachliefern klappt nicht reibungslos. Auf dem Punkt gebracht: die Qualität schwankt, die Kontinuität fehlt. Das merkt man besonders beim Mojito, er schmeckt jedes Mal anders.
Wir werden zum Flughafen gebracht (dies ist im Zimmerpreis inkludiert – ab fünf Nächten). Wir fliegen Business-Class, zum ersten Mal, da Economy schon ausgebucht war. Ich wollte eigentlich mit dem Bus um fünf Euro fahren, zweihundertneunzig Kilometer in zirka sieben bis neun Stunden, aber sie wollte nicht. Mit dem Flugzeug sind es fünfzig Minuten nach Da Lat, für achtzig Euro, was zu verkraften ist.
Wir können den Schalter für unsere Klasse nicht finden, immer wieder landen wir am Economy Check-In, wir wollen aber nicht zu diesen Menschen gehören, diesmal sind wir etwas Besseres. Doch dann sehen wir ihn, er ist fast leer, nur ein paar arrogante einheimische Reisende stehen vor uns. Wir stellen uns nach europäischem Ordnungsverständnis brav an. Eine hochnäsige Tussi mit ihrem rosa Köfferchen und ihren zwei rosa Kindern verstößt gegen dieses Prinzip. Zuerst drängt sie sich vor und lässt den Trolly einfach Mitten im Weg stehen. Das Fluchen und die tödlichen Blicke von Niki nützen nichts, alle drei haben sich bereits aus dem Staub gemacht.
In der Business-Lounge ist das Essen am Buffet und die Getränke zur freien Entnahme. Wir sorgen dafür, dass wir den Preis für das Ticket wieder reinbekommen.
Natürlich haben wir Verspätung, dann doch nicht, plötzlich sind zwei Flüge nach Da Lat mit zehn Minuten Unterschied auf dem Display zu sehen. Wir gehen lieber zum Gate um nachzusehen.
Es ist keiner dort, der Monitor sagt aber etwas anderes. Wir warten, aber niemand kommt. Nur zufällig und sehr kurz vor dem Abflug finden wir das richtige Gate. Bevor wir in den Business-Class Bus (mit Sitzen) einsteigen, werfe ich noch einen Blick auf den Monitor. Er bleibt stur.
Der Platz im Flugzeug ist nicht schlecht, so macht Reisen Spaß. Niki möchte von nun an immer Business-Class fliegen, auch Langstrecken.
„Natürlich“, sage ich.
Da wir doch Verspätung hatten, versucht der Pilot die Zeit einzuholen. Statt fünfzig Minuten sind wir in fünfundzwanzig Minuten am Ziel. Ein Start- und Landeanflug, dadurch bekommen wir nichts zu Essen. Ich sollte mein Geld zurück verlangen.
Dreißig Minuten später sind wir in Da Lat. Es ist kühl und windig. Steigen im Best Western ab, um die Hälfte billiger als Grand Silverland. Und sieht auch so aus. Die Mitarbeiter sind jedoch sehr freundlich. Wir gehen gleich essen. Die Straßen sind nass und schmutzig, sofort wird meine lange beige Hose dreckig. Wir frieren, obwohl es so warm ist wie an einem normalen mitteleuropäischen Sommertag. Erst im, von der Rezeptionistin empfohlenen Restaurant, tauen wir bei einem Tigerbier (jedoch ohne Biergirls) auf. Die Frauen sind nicht mehr so hübsch wie in Saigon. Sie kleiden sich auch anders: Daunenjacke mit Flip-Flops.
Das Essen dauert für Niki zu lang, sie wird ungemütlich. Sie kann mir den Buckel runter rutschen. Nach einer Stunde kommt es, endlich hält sie den Mund.
Gleich neben dem Lokal finden wir eine Patisserie, der Karottenkuchen hat es uns angetan. Bevor wir ins Hotel zurückkehren, gehen wir in der Nähe in eine Bar Bier trinken und betrachten hinter einer Glaswand den Verkehr. Der ist nicht weniger als in Saigon.
Um zehn am Abend schlafen wir bereits schon, die kühle Luft ist schuld. Und das Bier.
Tag 12 – Rotz und Kitsch
In Da Lat machen um diese Zeit vor allem Vietnamesen Urlaub. Beim Frühstücksbuffet wimmelt es nur von rotzenden und hustenden Kindern, das Essen ist sowieso zum Vergessen.
Besuchen einen Blumengarten. Kitsch. Ganz Da Lat wird mehr und mehr zum Kitsch. Sie lieben es anscheinend, der französische Stil verschwindet allmählich. Aber Irgendwie gefällt es mir doch. In den kleinen Gassen oberhalb des Marktes ist es schöner. Zu Mittag essen wir gleich neben unserem Hotel, die Speisekarte ist nur auf Vietnamesisch. Eine Kellnerin kann zum Glück etwas Englisch und hilft uns. In den nächsten Tagen gehen wir ausschließlich dorthin.
Tag 13 – Silvester
Wir frühstücken in Mitten der kranken Kinder unsere mitgebrachten Kuchen aus der Bäckerei. Am Nachmittag sehen wir uns einen alten Bahnhof an, von dem nur Touristenzüge abfahren, später gehen wir zum See und fahren mit einem Schwanentretboot. Der kalte Wind bläst stark. Niki bekommt davon Schädelweh.
Im Zimmer liegt ein Flyer auf dem steht, dass eine Silvesterparty beziehungsweise ein Galadinner im Hotel stattfindet. Ende der Feier: 21.30 Uhr. Bei der Rezeption fragend, ob es ein Feuerwerk gibt, werde ich nur mitleidig angelächelt. Ich hole uns sechs Bier vom Nachbarladen und bestelle uns Pommes mit Chicken aufs Zimmer. Um 22.00 Uhr schlafen wir schon.
Tag 14 – Es wird besser
Es wird ruhiger in Da Lat, die einheimischen Touristen fahren zurück. Wir schlendern in den jetzt stillen Gassen umher. Nun gefällt es uns noch mehr. Finden ein Massagesalon und kehren dorthin später ein. Ich lasse mir auf einem Monkeychair den Buckel massieren, Niki auf einer Liege ihre Füße. Danach muss ich ihr (Niki) die Schultern massieren, weil sie sich beim dem pausenlosen Anstarren der Masseuse verkrampft hatte.
Tag 15 – Eine Taxifahrt
Um 10.30 Uhr werden wir von einem Chauffeur abgeholt. Wir zahlen fünfundachtzig Dollar für den Transport nach Mui Ne. Das ist es uns wert, sind alleine und können uns während der Fahrt entspannen. Jedenfalls bis uns die Schlaglöcher und Serpentinen einholen. Nach dreieinhalb Stunden und hundertsiebzig Kilometer sind wir da. Es ist endlich warm und wir haben das beste Zimmer (Suite Ocen Front View) im Unique Mui Ne bekommen – aus dem wir die ganze Bucht überblicken können. Die neunzig Euro pro Nacht sind gut angelegt. Zu Feier des Tages trinken wir Bier. Besoffen gehen wir schwimmen, dann saufen und essen.
Tag 16 bis 23 – Urlaub
Die restlichen acht Tage sind leicht beschrieben. Sechs Uhr aufstehen, Sonnenaufgang bewundern, Liegen besetzen, schwimmen, frühstücken, schwimmen, zu Mittag essen (vor allem im Hotel, da wir zu träge sind weiter weg zu gehen), sonnen, schwimmen, während dem Sonnenuntergang das erste Bier auf der Terrasse trinken, umziehen, ein paar Meter vom Hotel in ein Lokal einkehren, essen, saufen, rauchen und um 21.00 Uhr das letzte Bier wieder auf der Terrasse einnehmen. Schlafen bis 06.00 Uhr am nächsten Tag.
Was noch in der Zeit geschieht: Maisverkäufer mit Affen an der Leine ziehen ihren Wagen am Strand entlang. Den Mais bekommt meistens der Affe.
Irgendwann wollen sich die Obstverkäuferinnen, wegen eines Revierstreites, ihre Rüben mit dem Stock (welchen sie für das Tragen ihrer Körbe nehmen) einschlagen. Es kommt jedoch nicht so weit, die Gesichter hatten aber das für die Touristen aufgesetzte Lachen verloren. Nun sehen sie aus wie Goloms.
Tag 24 – Ein Wiedersehen
Kurz nach dem Frühstück bevor wir um 10.30 Uhr wieder nach Saigon fahren, gehen wir noch ins Meer, das letzte Mal in diesem Winter. Der Abschied fällt uns dann aber doch nicht schwer. Wie schon an zwei Tagen ist das Meer wie ein mit Wasser gefüllter Müllwagen. Und ja, die Kitesurfer nerven auch, ich muss mir in den Wellen einen Rundumblick antrainieren damit ich den Anfängern rechtzeitig ausweichen kann.
Die Fahrt dauert doch fünf Stunden. Zweihundert Kilometer lang gibt es keine unbebauten Abstriche, als wäre Südvietnam eine einzige Stadt, aus Läden bestehend.
Wir werden im Grand Silverland freundlich empfangen, der Chef freut sich, dass wir wieder hier sind, es klingt ehrlich. Man gibt uns eine Suite, ich bin sehr zufrieden. Niki hat wieder ein Problem, das Zimmer ist zu weit unten. Sie kann mich mal.
Am Pool begleiten uns ein Happy Hour Mojito und ein Cäsarsalat. Der Sonnenuntergang wird dadurch noch schöner. Niki wird ruhiger, sie hat eine Liege ergattern können. Drei Mojitos in kurzer Zeit hinterlassen bei ihr jedoch Spuren, sie will nur mehr schlafen und das Zimmer nicht mehr verlassen. Ich will aber noch einmal zu der Ratte (egal zu welcher) essen gehen, gemeinsam, das letzte Mal hier. Eine halbe Stunde muss ich sie bearbeiten, bis sie sich umzieht.
Ich trinke zum letzten Mal Saigons und Tigers, esse das letzte Mal ein Wasabirind mit Nudeln in hausgemachter Sauce. Wir warten auf die Ratte. Endlich kommt sie und verabschiedet sich von uns. Am Nachbartisch sitzen Touristen und schauen das Vieh entsetzt an. Wahrscheinlich ihr erster Tag in Saigon. Wir geben Non Verbal zu verstehen, dass das hier normal ist. Niki spielt nun die Coole, trotzdem hebt sie ihre Beine eine Zeitlang hoch.
Ich will noch ein Abschiedsbier vor dem Hotel trinken, meine Frau nicht und geht schlafen. Bald umkreist mich eine Nutte und setzt sich sogar zu meinem Tisch. Hässlich ist sie, riecht nach WC Ente und trägt übergroße Flip-Flops. Macht einen verrückten Eindruck. Ob ich alleine bin? Ich umschlinge mein flüssiges Bier, auf ex geht es ab und flüchte zur Ehefrau ins Bett.
Tag 25 – Ich komme
Letztes Frühstück, letzter vietnamesischer Kaffee, letzte Massage, letzte Maniküre (Niki), letzte Mojitos, letzter Sonnenuntergang. Abflug.
Im Flugzeug hole ich den Sprachführer aus dem Rucksack, damit ich wenigstens mit ein paar vietnamesischen Wörtern bei den vietnamesischen Besitzer meines Lieblingsrestaurants zu Hause auftrumpfen kann. Während dem Flug werde ich aber bereits alles vergessen haben. Kurz vor der Landung schaue ich noch nach, was eigentlich Viet Nam heißt: Viet des Südens. Aha, das ist alles? Trotzdem werde ich noch einmal hinfliegen. Bald. Sehr bald. Mir gehen jetzt schon die Kollegen im Büro und die Menschen zuhause auf den Sack!
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